Das Ökosystem Boden - NABU (2024)

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Unter unseren Füßen regt sich was: Unterschiedlichste Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen leben in unserem Boden. Und das in schier unvorstellbaren Mengen, denn in einer Handvoll Bodenerde tummeln sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt. Für sie ist unser Boden Nahrungsquelle und Lebensraum.


Das Ökosystem Boden - NABU (1)

Foto: Michael Steven

Das Bodenleben schließt den Kreislauf des Lebens. Diese sehr wichtige Funktion läuft im Verborgenen und fast unsichtbar ab. Niemand sieht, wie Bodenlebewesen abgestorbenes organisches Material zersetzen und daraus nach dem Abbauprozess wieder Nährstoffe für Pflanzen entstehen. Ohne diesen Schritt würden organische Stoffe wie Pflanzenreste, Laub, tote Bäume aber auch Tierkadaver und unzählig viele abgestorbene Insekten nicht abgebaut und weder Gräser noch Bäume, noch irgendeine andere Pflanze, könnten wachsen.

Kurz gesagt: Ohne Bodenleben hätten wir und viele andere Lebewesen keine Nahrung mehr und würden über kurz oder lang aussterben. Dieses unsichtbare Ökosystem aus kleinen Räubern, Beutetieren und Zersetzern funktioniert unter optimalen Bedingungen hervorragend und steht den oberirdischen Pendants in nichts nach.


Von Mikro bis Mega

Mit bloßem Auge sind sie nicht zu sehen: Vertreter der Mikrofauna sind maximal 0,2 Millimeter groß. Zu ihrer Gruppe gehören Einzeller und kleine Fadenwürmer. Ciliata, Rhizopoda und Flagellata sind komplizierte Namen, beschreiben letztendlich aber die Wimperntierchen, Wurzelfüßer und die Geißeltierchen, die als kleinste Lebewesen unter der Erdoberfläche große Aufgaben übernehmen: Sie fressen Pilze und Bakterien, die zur Bodenflora gehören, und setzen so durch ihre Ausscheidungen Nährstoffe frei, die den Pflanzen im Wurzelbereich wieder zur Verfügung stehen. Auch andere Stoffe werden von ihnen abgebaut und so in ihre Einzelteile zersetzt. Ohne die Tierchen würde es im Boden schnell unübersichtlich werden.

Doch die kleinen Lebewesen sind noch mehr: eine gute Beute. Und ihre Räuber warten schon auf sie. Das sind zum Beispiel die Vertreter der Mesofauna. Aber auch sie sind nur mit der Lupe zu erkennen: Fadenwürmer, Milben und Springschwänze bleiben unter zwei Millimetern Größe. Und trotzdem leisten sie wichtige Arbeit. Sie regulieren das Mikro-Ökosystem und binden jede Menge Nährstoffe und Wasser. Zudem sind sie die ersten am Buffet und auch selbst beliebte Hauptspeise für die nächst größeren Bodenbewohner. Eine wichtige Rolle!

Größere Kleintiere, die Makrofauna, sind die Borstenwürmer, Schnecken, Spinnen, Asseln, Vielfüßler, Käfer und Larven. Sie sind mit mehr als zwei Millimetern Größe vergleichsweise riesig und vertilgen jede Menge kleine Tiere und pflanzliches abgestorbenes Material, sind also maßgeblich an den Abbauprozessen im Boden beteiligt.


Regenwurm - Foto: Helge May

Zu den größten Bodenbewohnern gehören die Regenwürmer. Mit über 20 Millimetern Länge ist der Regenwurm sozusagen der Chef im Ring. Zusammen mit seinen Fressfeinden Maulwurf, Spitzmaus und Co. zählt er zur Gruppe der Megafauna. Regenwürmer sind in der Lage, den Boden umzugestalten. Bei der so genannten Bioturbation krempelt der Regenwurm den Boden einmal komplett um. Und: Je mehr Regenwürmer, desto gesünder der Boden.

All das zusammen ist das „Edaphon“ - das Bodenleben. Hier hat jedes Lebewesen seine Aufgabe, alle arbeiten Hand in Hand. Die größeren Lebewesen schließen abgestorbene Materialien zunächst auf. So können die nächstkleineren eindringen und das Zellmaterial zersetzen. Nachdem das Material von den großen Lebewesen dann ausgeschieden wurde, kann es zudem auch von den kleineren genutzt werden.


Zeig mir deinen Boden und ich sage dir, was er braucht

Nicht nur Pflanzen zeigen Bodenverhältnisse an, sondern auch die tierischen Bodenbewohner geben Aufschluss über die Art des Bodens. Zeigerarten sind zum Beispiel Tausendfüßer. Sind sie in großer Anzahl vorhanden, ist der Boden schön humusreich und es liegen nur geringe Störungen vor. Ist wenig Stickstoff im Boden, fühlt sich die Tiere besonders wohl. Besteht jedoch Phosphatmangel, gibt es weniger Tausendfüßer. Asseln hingegen zeigen Feuchtigkeit an, und Springschwänze lieben Böden mit viel Humus, reagieren jedoch sehr empfindlich, wenn sie auf Pestizide treffen. Ein weiterer Grund, darauf zu verzichten! Raubmilben brauchen viele Beutetiere und bewohnen daher lebendige und gesunde Böden.

Pauschal gilt: Je mehr nützliche Tiere im Boden leben, desto gesünder ist er und desto besser kann organisches Material abgebaut werden. Er ist also leistungsfähiger und besser in Schuss.


Das Ökosystem Boden - NABU (7)

Feuchter Boden, zufriedene Assel - Foto: Michael Steven


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